Ich möchte Ihnen gerne eine Frage stellen. Würden Sie, wissentlich, mit einem Menschen eine sexuelle Beziehung eingehen, welcher bereits in einer sexuellen und emotionalen Beziehung zu Jemand anderem steht? Und wenn nun dieser Mensch seine ältere Beziehung aufgrund Ihres gemeinschaftlichen Betruges beendet, wären Sie dann glücklich und zufrieden? Zuletzt die wichtigste Frage: Hätten Sie keine Bedenken dass dieser Mensch, zu welchem Sie jetzt eine sexuelle und ggf. sogar emotionale Beziehung unterhalten, Sie ohne Ihr Wissen hintergeht und wieder zu anderen Menschen sexuelle Beziehungen unterhält und sogar heimlich plant Sie zu verlassen? Nein? Warum nicht?! Schließlich hat Ihr Partner doch mit Beginn Ihres Kennenlernens bereits bewiesen dass er kein Problem damit hat einen vermeintlichen Partner zu belügen, sie zu täuschen und ihn bei bietender Gelegenheit wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen.
Die politische Analogie kann man derzeit in den Medien lesen. Der Musiker und Urheberrechts-Experte Bruno Gert Kramm hat ein juristisch wie gesellschaftlich historisches Urteil gegen die GEMA erwirkt. Er war treibende Kraft in diesem Prozess. Finanziert wurde der Prozess maßgeblich von der Piratenpartei Deutschland. Die Analogie steckt in der Vorführung des Landesvorsitzenden Rostock von Bündnis’90/Die Grünen, welche derzeit schön gefärbt als „Piraten hacken die Politik“ verkauft wird. Die Analogie zum Beziehungsdrama geht wie folgt: Kramm will laut eigenem Bekunden die Mitglieder der Piratenpartei Deutschland, die Mitglieder der Grünen und die Öffentlichkeit bewusst über seinen Parteiaustritt bei den Piraten nach der AGH-Wahl 2016 (Abgeordnetenhaus) in Berlin und den Beitritt bei den Brandenburger Grünen getäuscht haben, um so durch die Grünen für seinen GEMA Prozess wertvolle politische Kontakte zu erhalten, welche ihm bei seinem GEMA-Prozess behilflich sein sollten. Laut eigenem Bekunden ging das kalte Kalkül wohl auf, auch wenn Kramm sich nicht zu den näheren Details äußern möchte.
Man kann es aber auch anders beschreiben. Kramm machte den Grünen schöne Augen und betrog die Piraten mit ihnen. Er verließ seinen „Partner“ (die Piraten) und ging eine neue Beziehung mit den Grünen ein, nur um diese auszunutzen. Nun wo er bekommen hat was er begehrte lässt er wieder die Grünen fallen, kehrt zu den Piraten zurück.
Oder er spielte den Grünen nur etwas vor und hatte nie vor die Piraten zu verlassen. Und als er von den Grünen hatte, was er begehrte, ließ er sie wie die berühmte heiße Kartoffel fallen. Nun behauptet er, er wäre ja immer schon Pirat gewesen und werde auch weiterhin Pirat bleiben.
Soweit bekannt soweit unstrittig.
Aber ist er das? Kramm will also schon immer Pirat gewesen sein und sieht sich als Pirat? Das kann man und als Pirat muss man das kritisch sehen. Das Maß an Intransparenz und Hinterzimmer-Politik ist hier schon gar nicht mehr messbar. Beides Punkte, welche Piraten seit ihrer Gründung 2006 konsequent ablehnen. Hier aber haben wir schon vorsätzliche Täuschung in erheblichen Maße zu verzeichnen. Nicht gerade eine Aktion, auf die man als Mensch oder als agierender Piraten-Politiker besonders stolz sein sollte, denn es widerspricht dem ethischen Kompass der Piraten. Aber selbst wenn man nun anführen will, Kramm hätte diese Täuschung ja nur begangen um ein „greater good“ zu erreichen, hier die erfolgreiche GEMA-Klage, so stellen sich doch zwingend zwei Fragen:

  1. Wertet solch ein unethisches und den Grundsätzen der Piratenpartei Deutschland widersprechendes Verhalten nicht den politischen Erfolg der GEMA-Klage massiv ab? Klar, der gesellschaftliche wie juristische Erfolg bleibt unbenommen, aber politisch kann ich aufgrund der Vorgehensweise keinen Erfolg feststellen. Im Gegenteil! Die Piratenpartei ist ohnehin schon in den letzten 6 Jahren öffentlich verstärkt als bigott und scheinheilig wahrgenommen werden, was uns auch (zu Recht) zu einer 1% Partei zusammengestutzt hat. Jetzt wieder diesen Zerfallsprozess der Partei zu untermauern mit solch einer Aktion ist nicht klug. Und apropos „klug“. Dies bringt mich zum zweiten Punkt.
  2. Woher nimmt die Piratenpartei Deutschland eigentlich die Gewissheit dass sie nicht auch von Kramm, für der Partei nicht bekannte Ziele, missbraucht wird so wie er es gerade mit stolzer Brust mit den Grünen zelebriert hat? Klar, uns Piraten kann sowas ja nicht passieren. Oder?

Und will man wirklich als Piratenpartei stolz darauf sein das zwischenmenschliche Vertrauen von Clemens Rostock und anderen Beteiligten missbraucht zu haben? Wann wurde aus den Piraten eine kalte altpolitische Einheitspartei, wann legten die Piraten ihr Ziel einen neuen Politik-Stil zu etablieren ab? Ist es mittlerweile nicht mehr nur legitim aus „richtigen“ politischen Gründen Gewalt gegen Dinge zu verteidigen, sondern ist es jetzt auch soweit dass wir aus politischen Gründen unethisches Verhalten gegen Menschen offiziell gut heißen?
Die Piratenpartei Deutschland und ihre niederen Gliederungen wären jedenfalls gut darin beraten nicht all zu laut ihren Coup zu feiern, denn er könnte im Nachgang mehr schaden als nutzen, wenn der Souverän kapiert, was Kramm und seine Vertrauten im Bundesvorstand und anderen Gremien da veranstaltet haben. Auch sollten sie bitte nicht den nerdigen Begriff „Hack“ für ihr unethisches Treiben missbrauchen, nur um ihrem unpiratigen Wirken einen piratigen Anstrich zu verpassen.
Weder habt Ihr das System bzw die „Grünen“ gehackt, noch habt Ihr Euch piratig verhalten. Ihr habt Euch verhalten wie Alt-Politiker aus den Gräben der CDU/CSU aus den dunkelsten Zeiten. Unpiratiger geht es kaum.
Dennoch Gratulation zur GEMA Klage. Leider habt Ihr den politischen Erfolg der Klage mit Eurem Verhalten verspielt.
Ich schreibe diesen Artikel auch, weil ich glaube dass ich als uralter/s Freund/Förderer/Mitglied der Piraten und vor allem auch als ein intimer und alter Freund von Bruno Kramm nicht nur alles absegnen muss, sondern gerade als Freund falsche und unangenehme Dinge ansprechen muss!
Update 18.11.2016
Bruno Kramm hat sich mittlerweile von den Darstellungen von Drachenrose und deren Adelung durch die Piratenpartei Deutschland, distanziert und die Existenz eines „Hacks“ der Grünen deutlich dementiert.


 
Kramm will den Fokus auf den durchaus wichtigen Erfolg der GEMA Entscheidung setzen. Sollte die Berichterstattung aufgrund des Verhaltens von Drachenrose und des Social Media Teams der Piratenpartei einem Hoax auf dem Leim gegangen sein, sollten die Verantwortlichen im Bundesvorstand ihre Personalien ggf. überdenken, denn die Äußerungen von repräsentativen bzw. offiziellen Piratenpartei-Kanälen und der Drachenrose Blogbeitrag haben unter anderem beim RBB wie auch beim Tagesspiegel und anderen Medien entsprechende Artikel verursacht welche aufgrund deren Reichweite Bruno Kramm und die Piratenpartei in einem Licht erschienen lassen wie in diesem Artikel skizziert.